Sonntag, 6. April 2008

Bonaventura

Zur Zeit lese ich „Die Nachtwachen des Bonaventura“. Was ist über sie hinaus festzuhalten, was ist über sie hinaus zu notieren und als Ausdruck, als Meinung, als Auffassung in die Welt hineinzustellen? Ich glaube wenig.

Die entscheidenden Einsichten sind in diesen Formulierungen und dieser Anordnung gegeben. Für das, was mein Denken bestimmt, für die Fragen, die mich umtreiben, sind hier Formen gefunden, die beschreiben, was zu sagen ist. Es ist wunderbar, dass sich da jemand auf den Weg gemacht hat, sie zu notieren und für sie feste Gebilde zu erdenken, die rezipierbar sind und wie schön, dass es jemand mit so viel Talent und Gefühl für die rechte Stimmung getan hat. Ich glaube auch, dass die entscheidenden Fragen über die Zeit gleich bleiben und das ebenso die Antworten im Kern schon gegeben und auch schon einmal ausgesprochen sind. Das Einzige, was man noch machen könnte, wäre dem Gegebenen eine persönliche Ausformulierung hinzuzufügen. Die Formeln und Gedankenschleifen, die immergleichen Steine, welche die unterschiedlich geprägten Gemüter vor sich herschieben, mit neuen und zeitgemäßen Formulierungen und Metaphern auszuschmücken. Die gleiche Melancholie und die gleichbleibende Unverdaulichkeit des Lebens in neue Gewänder stecken und im glücklichsten Falle für die jetzige Zeit und für die eigene Psychologie Formeln finden, die eine alte Klage neu ausstaffieren. Der Zugewinn ist in diesem Falle relativ. Er ist weniger ein objektiver, da sich die Themen und Reaktionen gleich bleiben, als ein subjektiver, da eine individuelle Darstellung gefunden wird. Wie Benn sagt: wenn sie ihre eigene Formulierung [ihren eigenen Ausdruck] nicht vornehmen, nicht realisieren, wird niemand es für sie tun und sie wird für immer ungesagt bleiben. Wen interessiert es da schon, ob sie gelungen oder dilettantisch ist? Sie ist your own und in diesem Sinne berechtigt, obwohl sie deswegen noch lange nicht gut oder gar ‚wertvoll’ sein müsste, sondern sie ist einfach nur existent. Eine Behauptung gegen das Nichts.

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