Sonntag, 14. September 2008

rauchen


es ist mal wieder zeit für meinen alten freund rolf dieter. ich habe in der letzten zeit sehr interessante sachen von ihm gelesen, wovon einiges mit sicherheit hier hingehört. da wir heute sonntag haben, den tag des herrn sozusagen, wollen wir es aber erstmal bei leichter muse belassen und die politisch inkorrekten dinge für die arbeitswoche aufheben...

außerdem können wir auf diese weise ein thema aufgreifen, das den einen oder anderen von uns persönlich betrifft und durchaus anregend auf einen differenzierten und verantwortungsbewussten umgang hinwirken könnte.

zuerst also brinkmann. in der einleitung seiner anthologie neuer amerikanischer gedichte zitiert er einen Joe Brainard, dessen Artikel mir sehr gefallen hat:

"Das einzige, was mit den Leuten nicht stimmt, ist: daß sie nicht genug rauchen. Ich rauche vier Päckchen am Tag und bin stolz darauf. Warum nicht? Wir alle wissen genau, daß wir nicht schon morgen an Krebs sterben oder übermorgen oder / und dann den Tag - also, was soll's? Ich habe täglich vier Päckchen geraucht, seitdem ich 14 Jahre alt bin, und bin stolz darauf. Und wenn ich auch Krebs kriegen werde, würde es nicht viel ausmachen. Wenn man irgend etwas tut, sollte man es so gut wie nur möglich tun.
Eine andere Sache, die ich nicht leiden kann, sind Leute, die Mentholzigaretten rauchen. Ich weiß nicht genau, warum, aber irgendwas ist daran falsch.
Es gibt so viele verschiedene Sorten von Zigaretten, daß es einem schwerfällt zu entscheiden, welche Sorte man rauchen soll. Die Entscheidung wird leichter, wenn man zuerst die Möglichkeit ausscheidet, Mentholzigaretten zu rauchen, und dann zwischen Filter und ohne Filter wählt. Es ist hauptsächlich eine Frage des Geschmacks. Ich rauche Filterzigaretten, aber wie ich schon sagte, es ist hauptsächlich eine Frage des Geschmacks.
Wenn es etwas gibt, das ich nicht leiden kann, dann sind es Leute, die überhaupt nicht rauchen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Einige Leute sagen, daß es zu teuer sei, aber wenn jemand wirklich wie wild rauchen möchte, kann er es und wird er es auch."

soweit, so gut. natürlich sind in diesem zitat nicht die panikattacken enthalten, die brinkmann zu hauf hatte (und in den materialbänden festhielt), die sich einstellten, wenn sein bein schmerzte und er befürchtete, es müsse ihm abgenommen werden; aber so ist das mit literatur, so ist das mit geschriebenem: es ist zu jeder zeit eine pose und wir spitzen zu auf das interessante, auf das herausragende und wer schert sich schon um den rest? es soll faszinieren, wenn’s geht, und die differenzierung, den tag danach besorgt sowieso die realität, das muss man nicht auch noch in lettern festpressen... und wer weiß auch, wie es gelaufen wär, der rechtsverkehr hat ihn dahingerafft und ihm lungenkrebs und amputationen erspart/ verwehrt.

gerade gestern traf ich übrigens jemanden, der wirklich mentholzigaretten raucht und ich muss sagen, dass mich das gleiche vage gefühl überfiel wie unseren Joe – irgendwie stimmt da was nicht...


zum abschluss aber nun noch mein solitär, mein wirklich unangefochtener held - körschgen:





2 Kommentare:

Wolfwendy hat gesagt…

Ob die Begründung zur Unentschuldbarkeit des Nichtraucherdaseins, abgesehen von diesen vermeindlich finanziellen Absichten, denn abgeschnitten wurde? Oder waren es nur die berüchtigten zehn Sekunden, die über Sympathie und Antipathie entscheiden, und keine fassbaren Gründe liefern?
Wie auch immer; ein wirklich hübsches Stück Text von diesem Brainard - und wie käme man als Raucher mit gutem Gewissen drum rum, sich nach dem Lesen nicht in glückseliger Zufriedenheit den Rauch in die Lungen zu saugen.

AEM hat gesagt…

die zigarette 'danach' sozusagen... das freut mich.
ob brainard noch weitere gründe liefert, weiß ich nicht, wenn dann hat rolf dieter hier den cut gemacht und uns allen damit den rest vorenthalten. eigentlich könnte es sich lohnen, da mal weiter zu forschen, ob noch was zu finden ist. vielleicht schau ich mal...