Samstag, 27. September 2008

Macbeth

Der seit seiner Mordtat an König Dunkan und der von ihm in Auftrag gegebenen Tötung seines potentiellen Widersachers Banquo von Schlaflosigkeit und Geistererscheinungen malträtierte Macbeth verkündet in Schillers Übersetzung:


Ich habe keinen Sinn mehr für die Furcht.

Sonst gab es eine Zeit, wo mir der Schrei

Der Eule Grauen machte, wo mein Haar

Bei jedem Schrecknis in die Höhe starrte,

Als wäre Leben drin – Jetzt ist es anders.

Ich hab’ zu Nacht gegessen mit Gespenstern,

Und voll gesättigt bin ich von Entsetzen.


Die im nächsten Moment auf ihn niedergehende Nachricht vom Selbstmord seiner Frau Lady Macbeth, welche durch ihre Anregung und Beihilfe zum Mord ebenfalls von Schlaflosigkeit und Schlafwandel gepeinigt, in ihren Wahnvorstellungen ihre Hände vom Blut nicht mehr reinwaschen konnte, sowie der kurz bevorstehende Ansturm auf seine Burg durch die Allianz der Konterrevolution können ihm keinen Schrecken mehr bereiten.

Seit ihm die Erscheinung von Banquos Geist beim Festmahl mit den adligen Untertanen seines Landes als Vision seiner Schuld ins Mark gefahren ist, ist er gesättigt „von Entsetzen“ und hat seine größte Qual, seinen größten Feind im eigenen Gewissen ausgemacht. Schon kurz nach der vollbrachten Tat, dem nächtlichen Mord an seinem ehemaligen Dienstherrn und König, vermeinte er, den Schlaf selbst ermordet zu haben, „Das frische Bad der wundenvollen Brust,/ Das linde Öl für jede Herzensqual,/ Die beste Speise an des Lebens Mahl!“ und steht nunmehr fern ab jeder Hoffnung. Heimgesucht von den Verstrickungen der Vergangenheit und den psychologischen Selbstvorwürfen, geboren aus der eigenen Missetat, wandelt er gebannt in eine desolate Situation jenseits der Furcht wie der persönlichen Zuversicht. Es ist der zehrende Dialog mit den eigenen Geistern, die quälende Frage nach Verantwortung und Schuld, die schwerer wiegt als jeder zukünftige Verlust oder Gewinn und jedes Unglück to come; übrig bleibt die Flucht nach vorn.


Auf dass der Wald zu schreiten beginnen möge!


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