Samstag, 15. Januar 2011
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„Ein Missvergnügter
ist Jemand, der sich mit der Welt entzweit hat und dies am eigenen Leibe zu spüren bekommt. Fortuna hat ihm etwas vorenthalten, und nun ist er darüber verstimmt und wird ihr zum Trotze unglücklich sein. Die Wurzel seiner Krankheit ist ein sich selbst schmeichelnder Stolz und eine zur Gewohnheit gewordene Empfindlichkeit, wenn etwas seinen Launen zuwider läuft; und der Grund dafür ist gewöhnlich einer von diesen dreien: ein strenger Vater, ein zänkisches Weib oder sein gescheiterter Ehrgeiz. Er hat das Wesen der Welt nicht eher in Rechnung gezogen, als bis er es zu spüren bekam; und nun fallen alle Streiche um so schwerer auf ihn, weil sie nicht seiner Erwartung entsprechen. Er hat nunmehr allem außer seinem Stolze entsagt und ist doch noch voller Dünkel in der eitlen Zurschaustellung seiner Melancholie. Seine Haltung ist von einer einstudierten Achtlosigkeit; er hält die Arme verschränkt und läßt den Kopf ebenso nachlässig hängen wie ihm der Mantel am Leib hängt; und einem Hutband ist er ebenso feindlich gesonnen wie dem Glücke. Er klagt über die Zeitläufe und die Aufsteiger und seufzt über die Vernachlässigung von Männern von Talent, das heißt solchen, wie er selber einer ist. Sein Leben lang befleißigt er sich der Satire, und beständig geißelt er die Eitelkeit des Zeitalters. Es bereitet ihm Unbehagen, wenn er Menschen fröhlich sieht, und er fragt sich, welchen Grund zu lachen sie finden können. Er verzieht seine Lippen niemals zu mehr als zu einem Lächeln, und bevor er die Vierzig erreicht, hat ihm das Stirnrunzeln Falten eingetragen. Schließlich fällt er in jene tödliche Melancholie, die ihn zu einem erbitterten Menschenfeinde macht, und das ist des Unfriedens liebster Gefährte. Er ist der Funke, der das Gemeinwohl in Brand steckt; und betätigt sich selbst als Blasebalg, um das Feuer noch recht anzufachen; und wenn irgend etwas aus ihm wird, dann gewöhnlich eines von diesen dreien: Klosterbruder, Verschwörer oder Tollhäusler.“
(John Earle, 1628)
1 Kommentar:
Haben Sie mehr von de Quental? Gefällt mir gut, und ich kannte ihn bis jetzt nicht.
Hier etwas von Fernando Pessoa:
Nimm mich in deine Arme, ewige Nacht,
ich bin ein König, nenn mich deinen Sohn,
freiwillig dankt ich ab von meinem Thron,
der Träume nur und Müdigkeit gebracht.
Mein Schwert, das meinen matten Armen schon
zu schwer ward, hab ich stärkrer Hand vermacht.
Zerbrochen, ließ ich in dem Vorsaal Kron
und Zepter liegen, Zeichen meiner Macht.
Ich hinterließ im kalten Treppenhaus
die Sporen, deren Klirren mich betrog,
mein Panzerhemd, das ohne Wert. Ich zog
mein Königtum, den Leib, die Seele, aus
und kehrte heim zur alten, stillen Nacht
wie eine Landschaft, wenn der Tag vollbracht.
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