Montag, 27. Dezember 2010

spuren im schnee


berlin versinkt im schnee, bedeckt sich mit einer dumpfen, weissen haube und ich laufe im kreis. verfolge meine spuren im glitzer-puder und kann nicht mal darüber erschrecken, dass ich die gleichen pfade seit jahren ablaufe, immer und immer wieder. das einstiege gefühl des entsetzens über diese einsicht ist der haltung eines verlassenen gartenmöbels unter 15cm puderschnee gewichen. auf den armlehnen kommt eigentlich gar nichts von der aussenwelt mehr an. es geht weiter, immer weiter, ohne ziel, ohne hoffnung, mit den immergleichen psychologischen lächerlichkeiten und den krisen eines mit 32 jahren mittlerweile doch wirklich etwas spät pubertierenden.

wie mag sich diese welt der erwachsenen wohl anfühlen? die, in der man verantwortung übernimmt? die, in der man eine frau gefunden hat, einen partner? zur aufzucht von neuen problemfällen und "shattered hopes" am laufenden band? diejenige, in welche die realität einbricht, ständig und ungefragt? die, in der man eine ehrbare persönlichkeit geworden ist, jemand auf dem diese gesellschaft fußt (in jedem sinne des wortes)? die, in der mein peter-pan-leibchen zu klein geworden ist, das an allen ecken und enden spannt und zwickt und reisst? (man müsste zeichnen können: einen fettwanstigen, versoffenen, unrasierten peter pan, dem die wanne aus dem hemdchem birst, während er im rindstein liegt) die, in der man einer sinnvollen tätigkeit nachgeht, einer die etwas bringt? die, in der einem keine frage mehr die betretenheits- und schamesröte zumindest auf die innenseite der gesichtshaut zaubert, entweder weil sie nicht gefragt oder nicht beantwortet wird? die, in der leben einen sinn hat? die, in der meine schuhe nebeneinanderstehen und mein köfferchen und in der ich einen kuss bekomme, bevor ich gehe? die, in der man auf mich zählt und meine steuern eintreibt? die, in der ich zum wandschrank rüberschlender, um mir einen schluck rum einzugiessen oder einen bourbon, der mich erfrischt und mir durch den rest des tages hilft? die, in der ich wichtige entscheidungen treffe und zu ihnen stehe? die, in der ich es aufgebe, sinnlose und unwichtige texte zu schreiben??


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ordnung muss sein! Ein Hoch auf die Bürgerlichkeit!

Lupus hat gesagt…

Paul Verlaine sagte einmal zu Mallarme: Man mag die Nase über Sie rümpfen, Sie auslachen und verspotten, aber wissen Sie, dass es in jeder Stadt Frankreichs im Geheimen wenigstens einen Menschen gibt, der sich für Sie und ihre Verse in Stücke hacken ließe?

Mögen die göttlichen, unsterblichen Verse Mallarmes vielleicht sinnlos gewesen sein - für viele - und vielleicht sind auch Ihre wunderbaren Zeilen sinnlos: gut sind sie jedenfalls - und ich freue mich jedesmal auf Nachricht von Ihnen... Einer wenigstens, aber im Geheimen, wer weiß, wie viele?

AEM hat gesagt…

das freut und ehrt mich sehr.
ich hoffe, dass in zukunft noch die eine oder andere gute zeile hinzukommen mag...