Sonntag, 18. Oktober 2009

mir ist mal wieder klar geworden ...


mir ist mal wieder klar geworden, dass ich adorno nicht mag. ich lasse diese urteil durchaus in seiner einfältigkeit, allgemeinheit und ungerechtigkeit hier stehen, denn es handelt sich weniger um ein missfallen an seiner theorie als um einen aufruhr gegen seinen gestus, vielleicht seine persönlichkeit.
zu verschiedenen zeiten habe ich verschiedene texte von im angefangen zu lesen und immer wieder festgestellt, dass sie mich in ihrem kern unsäglich langweilen, wenn nicht sogar abstoßen. sowas von einem eindeutig als 'großem' philosophen anerkannten zu sagen, ist natürlich gewagt, bis halsbrecherisch, aber was soll ich machen? soll ich lügen?? oder die passage auslassen???
zu meiner entschuldigung mag ich auf mein unwissen hinweisen und anführen, dass ich die 'dialektik' noch nicht gelesen habe - sicherlich ein großartiges werk - ich bezweifle aber auch, dass ich es jemals tun werde. es ist, wie gesagt, schon der gestus der mich abstößt und der mich unweigerlich an den deutschen kleinbürger erinnert. verstoßener kleinbürgergeist, der sich furchtsam hinter marxistisch-dialektischem vokabular verbarrikadiert, allerweilen 'die gesellschaft' und das 'allgemeine' als mir vollkommen unklare meta-instanzen heranzieht und durchgehend lamentiert. zu recht das schreckbild des zaudernden und niemals zu potte kommenden intellektuellen. alles defensiv, alles rückzugsgefechte und ein vorwurfsvoller grundtenor gegenüber allen und allem.

na ja, soweit so schlecht.. eine sache wollte ich jedoch trotzdem zitieren, obwohl mir auch hier ein stachel stecken bleibt und das zitat nicht wirklich gut ist, sondern nur etwas anreißt, was man besser, impulsiver, expressiver, pointierter hätte schreiben können, wenn man die fähigkeit oder den mut dazu gehabt hätte. but still:

"Darin aber kommt des Verhältnis zu Menschen dem ästhetischen gleich. Der Vorwurf, daß einer nichts gebe, ist jämmerlich. Ward die Beziehung steril, soll man sie lösen. Dem aber, der daran festhält und doch klagt, geht allemal das Organ des Empfangens ab: Phantasie. Beide müssen etwas geben, Glück als das gerade nicht Tauschbare, nicht Klagbare, aber solches Geben ist untrennbar von dem Nehmen. Es ist aus, wenn den anderen nicht mehr erreicht, was man für ihn findet. Keine Liebe, die nicht Echo wäre."

(th. w. adorno, minima moralia, unbestellbar)

zwei bemerkungen dazu:

1.) meine unzufriedenheit mit diesem zitat kommt vielleicht daher, dass adorno die elemente, die man meines erachtes künstlerisch-gedanklich ausgestalten könnte und sollte, vollkommen emotionslos und uninspiriert übergeht. sicher 'soll' man eine beziehung lösen, wenn sie "steril" geworden ist, aber genau hierdrin liegt doch die crux. darin, dass genau jenes ein menschliches problem ist oder werden kann, das bis in die tiefsten emotionen, auswüchse und internen oder externen gewaltakte hineinführen kann. genau hier finden sich die (sinnlosen?) widersprüche, die es näher zu beschreiben gälte und die das leben in die hölle oder ad absurdum führen ("hell is the others" - satre). also, wiedermal an der wunde vorbeigeschrieben...

2.) die phantasie als das "organ des empfangens"? was ist denn das für ein blödsinn?? und dazu in der von ihm beschriebenen situation: demjenigen, der zu wenig liebe empfängt, geht die phantasie ab?? soll er sich die zuneigung einfach vorstellen und dann läuft it?!? mal im ernst, ich nehme ganz stark an, dass ich hier falsch gelesen haben muss, aber sonst ist es definitiv quatsch!

ich frage mich, ob meine beziehung zu t.w.a. noch irgendwann mal besser werden könnte. die zeichen stehen schlecht...



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