Dienstag, 20. Oktober 2009

wiedermal astern ...


wiedermal astern ...

verdammt ich werde sie nicht los. wie tief sie sich schon in mein unterbewußtsein hineingedrängt haben - bemerkenswert! gestern laufe ich am eingang eines supermarktes vorbei und zucke schreckartig zusammen, als sich vor mir ein stapel dieser pflanzen im sparsonderangebot auftürmt. sofort die unumstößliche gewißheit: astern! es ist soweit, astern...

normaler weise begegnen einem pflanzen und blumen
hier ja nicht so besonders oft und wenn man sie sieht, haben sie meist etwas künstliches, sehr käufliches, doch wahrscheinlich war ich gerade deshalb so verängstigt, weil ich feststellen musste, dass es sie auch hier gibt und sie mich so schamlos auf offener straße anstarren. astern.

es waren auch wieder die dunkelhelllilanen des dr benn dabei; an sie muss ich denken und an die ersoffene brust des bierfahrers, aber vielleicht noch mehr an die kühllbaue einsamkeit, die sich einstellt, wenn die astern blühen und im stadtbild zu sehen sind. die luft schneidet ob der grade, die ihr zu fehlen beginnen und man weiss, dass für einen weiteren winter niemand wartet - und keiner von uns glaubt mehr an langes briefeschreiben wie einst rainer maria. also auch hier in der neuen welt: astern.

"willkommen in der blumensprache" - einer von brinkmanns schlägen ins gesicht dieser häßlichen gegenwart, die immer noch die gleiche ist, diesesmal aber nicht sarkastisch gemeint. per zufall nämlich nahm ich zur kenntnis, dass die aster in diesem zusammenhang eine bedeutung trägt, die mir noch nicht bewusst war:
astern = du bist mir nicht treu.

so genau wollte man es vielleicht gar nicht wissen oder ausdrücken, in jedem fall sollte man sich aber genauer überlegen, wem man diese blume schenkt und ob man sie sich ans revers heftet. es kommt mir jedenfalls vor, als ob ich sie schon immer mit mir herum trage und ich frage mich, ob ich damit wohl mehr sagen wollte?
und der dr benn??





Sonntag, 18. Oktober 2009

mir ist mal wieder klar geworden ...


mir ist mal wieder klar geworden, dass ich adorno nicht mag. ich lasse diese urteil durchaus in seiner einfältigkeit, allgemeinheit und ungerechtigkeit hier stehen, denn es handelt sich weniger um ein missfallen an seiner theorie als um einen aufruhr gegen seinen gestus, vielleicht seine persönlichkeit.
zu verschiedenen zeiten habe ich verschiedene texte von im angefangen zu lesen und immer wieder festgestellt, dass sie mich in ihrem kern unsäglich langweilen, wenn nicht sogar abstoßen. sowas von einem eindeutig als 'großem' philosophen anerkannten zu sagen, ist natürlich gewagt, bis halsbrecherisch, aber was soll ich machen? soll ich lügen?? oder die passage auslassen???
zu meiner entschuldigung mag ich auf mein unwissen hinweisen und anführen, dass ich die 'dialektik' noch nicht gelesen habe - sicherlich ein großartiges werk - ich bezweifle aber auch, dass ich es jemals tun werde. es ist, wie gesagt, schon der gestus der mich abstößt und der mich unweigerlich an den deutschen kleinbürger erinnert. verstoßener kleinbürgergeist, der sich furchtsam hinter marxistisch-dialektischem vokabular verbarrikadiert, allerweilen 'die gesellschaft' und das 'allgemeine' als mir vollkommen unklare meta-instanzen heranzieht und durchgehend lamentiert. zu recht das schreckbild des zaudernden und niemals zu potte kommenden intellektuellen. alles defensiv, alles rückzugsgefechte und ein vorwurfsvoller grundtenor gegenüber allen und allem.

na ja, soweit so schlecht.. eine sache wollte ich jedoch trotzdem zitieren, obwohl mir auch hier ein stachel stecken bleibt und das zitat nicht wirklich gut ist, sondern nur etwas anreißt, was man besser, impulsiver, expressiver, pointierter hätte schreiben können, wenn man die fähigkeit oder den mut dazu gehabt hätte. but still:

"Darin aber kommt des Verhältnis zu Menschen dem ästhetischen gleich. Der Vorwurf, daß einer nichts gebe, ist jämmerlich. Ward die Beziehung steril, soll man sie lösen. Dem aber, der daran festhält und doch klagt, geht allemal das Organ des Empfangens ab: Phantasie. Beide müssen etwas geben, Glück als das gerade nicht Tauschbare, nicht Klagbare, aber solches Geben ist untrennbar von dem Nehmen. Es ist aus, wenn den anderen nicht mehr erreicht, was man für ihn findet. Keine Liebe, die nicht Echo wäre."

(th. w. adorno, minima moralia, unbestellbar)

zwei bemerkungen dazu:

1.) meine unzufriedenheit mit diesem zitat kommt vielleicht daher, dass adorno die elemente, die man meines erachtes künstlerisch-gedanklich ausgestalten könnte und sollte, vollkommen emotionslos und uninspiriert übergeht. sicher 'soll' man eine beziehung lösen, wenn sie "steril" geworden ist, aber genau hierdrin liegt doch die crux. darin, dass genau jenes ein menschliches problem ist oder werden kann, das bis in die tiefsten emotionen, auswüchse und internen oder externen gewaltakte hineinführen kann. genau hier finden sich die (sinnlosen?) widersprüche, die es näher zu beschreiben gälte und die das leben in die hölle oder ad absurdum führen ("hell is the others" - satre). also, wiedermal an der wunde vorbeigeschrieben...

2.) die phantasie als das "organ des empfangens"? was ist denn das für ein blödsinn?? und dazu in der von ihm beschriebenen situation: demjenigen, der zu wenig liebe empfängt, geht die phantasie ab?? soll er sich die zuneigung einfach vorstellen und dann läuft it?!? mal im ernst, ich nehme ganz stark an, dass ich hier falsch gelesen haben muss, aber sonst ist es definitiv quatsch!

ich frage mich, ob meine beziehung zu t.w.a. noch irgendwann mal besser werden könnte. die zeichen stehen schlecht...



Dienstag, 13. Oktober 2009

traum


"india song" uebertoent meine gedanken
samtweiche anschlaege auf dem piano der madame stretter
auswege gibt es keine und das exil kann kalkutta
oder genauso little compton sein
es bleibt die uebelkeit der akteure
drappiert unter feinstem zwirn oder intellektueller pose
wie ein schwerer sommerregen
laesst sich die frage "wozu"
auf jede regung nieder und
erwartet keine antwort

draussen streunern bettler und neger schlagen sich die koepfe ein
es hiess, er habe sie niedergeschossen wie die tiere
aus dem obergeschoss seines hauses
doch der zug seiner mundwinkel verraet einen abgrund des leides
hilft jemand diesem mann?

ich gehe in den traum und erwarte mein schauspiel
wer glaubt an katharsis auf dieser welt??
all the sinners saints and the guy next door a man of wealth and taste
keine antworten, keine fragen
die produktion von worten eine sinnlose ausrede
fuer den leerlauf dieser eingesperrten muskelzuckungen
unter meiner haut


(india song by raoul verez, mp3 download)



Sonntag, 4. Oktober 2009

ich traf ...


ich traf ein stinktier gestern nacht auf meinem weg heim. suchend und schnüffelnd huschte es an mir vorbei, getrieben von der trüffelschwein-suche nach den brocken dieser welt. ich fand mich gut getroffen im antlitz meines tierischen gesellen und zog beschwingt davon in die dunkelheit. bekanntlich bringt erst der nächste morgen das unbehagen und die schwere dieser lächerlichen welt.