Sonntag, 28. September 2008

getting cigarettes


auf vielfachen wunsch...


the one and only!!






Samstag, 27. September 2008

Macbeth

Der seit seiner Mordtat an König Dunkan und der von ihm in Auftrag gegebenen Tötung seines potentiellen Widersachers Banquo von Schlaflosigkeit und Geistererscheinungen malträtierte Macbeth verkündet in Schillers Übersetzung:


Ich habe keinen Sinn mehr für die Furcht.

Sonst gab es eine Zeit, wo mir der Schrei

Der Eule Grauen machte, wo mein Haar

Bei jedem Schrecknis in die Höhe starrte,

Als wäre Leben drin – Jetzt ist es anders.

Ich hab’ zu Nacht gegessen mit Gespenstern,

Und voll gesättigt bin ich von Entsetzen.


Die im nächsten Moment auf ihn niedergehende Nachricht vom Selbstmord seiner Frau Lady Macbeth, welche durch ihre Anregung und Beihilfe zum Mord ebenfalls von Schlaflosigkeit und Schlafwandel gepeinigt, in ihren Wahnvorstellungen ihre Hände vom Blut nicht mehr reinwaschen konnte, sowie der kurz bevorstehende Ansturm auf seine Burg durch die Allianz der Konterrevolution können ihm keinen Schrecken mehr bereiten.

Seit ihm die Erscheinung von Banquos Geist beim Festmahl mit den adligen Untertanen seines Landes als Vision seiner Schuld ins Mark gefahren ist, ist er gesättigt „von Entsetzen“ und hat seine größte Qual, seinen größten Feind im eigenen Gewissen ausgemacht. Schon kurz nach der vollbrachten Tat, dem nächtlichen Mord an seinem ehemaligen Dienstherrn und König, vermeinte er, den Schlaf selbst ermordet zu haben, „Das frische Bad der wundenvollen Brust,/ Das linde Öl für jede Herzensqual,/ Die beste Speise an des Lebens Mahl!“ und steht nunmehr fern ab jeder Hoffnung. Heimgesucht von den Verstrickungen der Vergangenheit und den psychologischen Selbstvorwürfen, geboren aus der eigenen Missetat, wandelt er gebannt in eine desolate Situation jenseits der Furcht wie der persönlichen Zuversicht. Es ist der zehrende Dialog mit den eigenen Geistern, die quälende Frage nach Verantwortung und Schuld, die schwerer wiegt als jeder zukünftige Verlust oder Gewinn und jedes Unglück to come; übrig bleibt die Flucht nach vorn.


Auf dass der Wald zu schreiten beginnen möge!


Donnerstag, 25. September 2008

Idiot Prayer

Idiot Prayer

They're taking me down, my friend
And as they usher me off to my end
Will I bid you adieu?
Or will I be seeing you soon?
If what they say around here is true
Then we'll meet again
Me and you

My time is at hand, my dove
They're gunna pass me to that house above
Is Heaven just for victims, dear?
Where only those in pain go?
Well it takes two to tango
We will meet again, my love
I know

If you're in Heaven then you'll forgive me, dear
Because that's what they do up there
If you're in Hell, then what can I say
You probably deserved it anyway
I guess I'm gunna find out any day
For we'll meet again
And there'll be Hell to pay

Your face comes to me from the depths, dear
Your silent mouth mouths, ‘Yes’, dear
Dark red and big with blood
They're gunna shut me down, my love
They're gunna launch me into the stars
Well, all things come to pass
Glory hallelujah

This prayer is for you, my love
Sent on the wings of a dove
An idiot prayer of empty words
Love, dear, is strictly for the birds
We each get what we deserve
My little snow white dove
Rest assured


(Nick Cave, Idiot Prayer)


visuell zwar nicht die aufwendigste variante, aber für diejenigen, die den song nicht kennen, gibts eine soundgrundlage hier.

Sonntag, 21. September 2008

A mókus


These days sokat neztem a mókust.

I guess, that must mean, hogy jó ember vagyok,

but I doubt it.


Egy fehér pocival

He climbs up the fence

És is busy nowadays all the time.


He reminds me of much more pleasant,

Of blessed days,

When I was somebody else.



Remind me not, remind me not

Of those beloved, those vanished hours

When all my soul was given to thee

Hours that may never be forgot

Till time unnerves our vital powers

And thou and I shall cease to be


(Lord Byron, Remind me not, remind me not)


know still by heart,

aufgesogen auf einer langen sonnenfahrt nach südfrankreich,

schon damals zwischen vielen

allein.


„Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, sagt Müller im späten Interview nach der Wende. Noch immer bin ich darüber erstaunt, dass er dieses Bibel-Zitat so verwendet hat und ich frage mich, ob ich dieser Figur in den letzten anderthalb Jahren einen einzigen Schritt näher gekommen bin? An manchen Tagen überfällt mich das schwere und selbstzerrstörerische Gefühl, dass man über Literatur (und besonders über Lyrik) eigentlich überhaupt nicht schreiben, nicht schwadronieren sollte. Jedenfalls nicht zu einem Zweck.

na ja, das viele schwadronieren, belegen und dozieren hat mich müd gemacht. ich habe eine affinität entwickelt zu schlussstrich und zu neuanfang, alles einreißen und sein scheitern eingestehen... cave spekuliert, „the game is never won by standing in any one place for too long“ und ich scheine mich seit zeitwenden nicht bewegt zu haben. wie wärs mit einem zweiten frühling? abgetackelter mittdreiziger entdeckt neue blüte, bedeutend seichter und der eigenen gebrechen eingedenk, aber doch leicht inspiriert setzt er traumwandlerisch schritt für schritt. „you shall arise“ tönt es aus blechernen lautsprechern oder aber engelsposaunen über die herbstblumenwiese und er meint, es könnte ein zeichen sein...

astern


Sonntag, 14. September 2008

rauchen


es ist mal wieder zeit für meinen alten freund rolf dieter. ich habe in der letzten zeit sehr interessante sachen von ihm gelesen, wovon einiges mit sicherheit hier hingehört. da wir heute sonntag haben, den tag des herrn sozusagen, wollen wir es aber erstmal bei leichter muse belassen und die politisch inkorrekten dinge für die arbeitswoche aufheben...

außerdem können wir auf diese weise ein thema aufgreifen, das den einen oder anderen von uns persönlich betrifft und durchaus anregend auf einen differenzierten und verantwortungsbewussten umgang hinwirken könnte.

zuerst also brinkmann. in der einleitung seiner anthologie neuer amerikanischer gedichte zitiert er einen Joe Brainard, dessen Artikel mir sehr gefallen hat:

"Das einzige, was mit den Leuten nicht stimmt, ist: daß sie nicht genug rauchen. Ich rauche vier Päckchen am Tag und bin stolz darauf. Warum nicht? Wir alle wissen genau, daß wir nicht schon morgen an Krebs sterben oder übermorgen oder / und dann den Tag - also, was soll's? Ich habe täglich vier Päckchen geraucht, seitdem ich 14 Jahre alt bin, und bin stolz darauf. Und wenn ich auch Krebs kriegen werde, würde es nicht viel ausmachen. Wenn man irgend etwas tut, sollte man es so gut wie nur möglich tun.
Eine andere Sache, die ich nicht leiden kann, sind Leute, die Mentholzigaretten rauchen. Ich weiß nicht genau, warum, aber irgendwas ist daran falsch.
Es gibt so viele verschiedene Sorten von Zigaretten, daß es einem schwerfällt zu entscheiden, welche Sorte man rauchen soll. Die Entscheidung wird leichter, wenn man zuerst die Möglichkeit ausscheidet, Mentholzigaretten zu rauchen, und dann zwischen Filter und ohne Filter wählt. Es ist hauptsächlich eine Frage des Geschmacks. Ich rauche Filterzigaretten, aber wie ich schon sagte, es ist hauptsächlich eine Frage des Geschmacks.
Wenn es etwas gibt, das ich nicht leiden kann, dann sind es Leute, die überhaupt nicht rauchen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Einige Leute sagen, daß es zu teuer sei, aber wenn jemand wirklich wie wild rauchen möchte, kann er es und wird er es auch."

soweit, so gut. natürlich sind in diesem zitat nicht die panikattacken enthalten, die brinkmann zu hauf hatte (und in den materialbänden festhielt), die sich einstellten, wenn sein bein schmerzte und er befürchtete, es müsse ihm abgenommen werden; aber so ist das mit literatur, so ist das mit geschriebenem: es ist zu jeder zeit eine pose und wir spitzen zu auf das interessante, auf das herausragende und wer schert sich schon um den rest? es soll faszinieren, wenn’s geht, und die differenzierung, den tag danach besorgt sowieso die realität, das muss man nicht auch noch in lettern festpressen... und wer weiß auch, wie es gelaufen wär, der rechtsverkehr hat ihn dahingerafft und ihm lungenkrebs und amputationen erspart/ verwehrt.

gerade gestern traf ich übrigens jemanden, der wirklich mentholzigaretten raucht und ich muss sagen, dass mich das gleiche vage gefühl überfiel wie unseren Joe – irgendwie stimmt da was nicht...


zum abschluss aber nun noch mein solitär, mein wirklich unangefochtener held - körschgen:





Montag, 8. September 2008

leben um sich darüber zu beschweren...


"dieses leben ist eine scheißveranstaltung", ist der satz, der schon seit längerer zeit meine wahre überzeugung ausdrückt. ich hoffe, er wird eines tages auf meinem grabstein stehen und das die hinterbliebenen sich nicht aus scham oder mangelndem humor dazu hinreißen lassen, ihn zu unterschlagen. wenn man weg is muss man sich ja auf die anderen verlassen...
vielleicht wäre es auch stilvoll sich die beiden öpis aus der muppetshow einmeißeln zu lassen. bis es soweit ist, können wir ja aber noch ein wenig schmunzeln... ;-)





Donnerstag, 4. September 2008

Astern


der herbst, das ist wahrlich die zeit von gottfried benn, deshalb ein weiterer, großer Schwanengesang, deshalb:

Astern

Astern - schwälende Tage,
alte Beschwörung, Bann,
die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.

Noch einmal die goldenen Herden
der Himmel, das Licht, der Flor,
was brütet das alte Werden
unter den sterbenden Flügeln vor?

Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du -
der Sommer stand und lehnte
und sah den Schwalben zu,

noch einmal ein Vermuten
wo längst Gewißheit wacht:
die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht.

(Gottfried Benn)


Montag, 1. September 2008

alte gespenster suchen mich heim...


alte gespenster suchen mich heim.
es sind tierfratzen, sie tragen katzenaugen.


bei pessoa las ich letztens einen schönen satz dazu, der sich wohl in erster linie auf die hübschen unter ihnen bezieht:


„Frauen – eine gute Quelle für Träume. Berühre sie nie.“


leider habe ich zu selten nach dieser maxime gelebt...



„Oh Mary, you have seduced my soul/ Forever a hostage of your child’s world”

(Nick Cave, Sad Waters)